…. ist heute. Mit der Pressekonferenz von Günther Schabowski überschlugen sich die Ereignisse an den Berliner Grenzübergangsstellen und an den Grenzübergängen zur Bundesrepublik. Tausende zweitaktende Autos überrollten die grenznahen Städte von Lübeck bis Hof und die ersten Mauerspechte klopften erste Betonstücke aus der Berliner Mauer. Nun ist die Mauer weg. Kaum noch zu erahnen ist der ehemalige Grenzverlauf – weder in Berlin noch längs durch Deutschland. Und es ist gut so.
Nicht Gorbatschow, nicht Kohl – nein die Bürgerinnen und Bürger dieses kleinen Landes, das sich demokratisch nannte, aber von einem Führer und seiner alleinseligmachenden Partei regiert, oder besser nach und nach in die Scheiße gefahren wurde, haben genau diese Diktatur samt ihrer Büttel entmachtet. Die kleinen kommunistischen Ortsgruppenführer, Regionalfürsten und Betonköppe hatten plötzlich die Macht über ihre Untertanen verloren. Das ist nun mittlerweile 25 Jahre her. Und mittlerweile sollte es doch völlig wumpe sein, wo jemand herkommt. Ost oder West, Nord oder Süd – völlig banane. Es gibt in allen Teilen der um ca. 70Millionen Leut größergewordenen Republik ganz liebe Menschen, wie es auch in allen Teilen des Landes leider auch reichlich Arschlochmenschen gibt. Und mein erster Besuch in West-Berlin war fünf Tage nach dem Mauerfall. Am Nachmittag des 14. November 1989 war ich mit drei Kollegen des Rundfunktechnikerkurses Berlin Grünau über die provisorische Übergangsstelle in der Eberswalder Straße im „Westen“, bin mit denen sofort zum Funkhaus in die Masurenallee – mal ein „richtiges“ Funkhaus gucken. Danach bin ich bestimmt so zwei Stunden mit dem Stadtbus auf dem oberen Deck ganz allein vorne durch das mittlerweile nächtliche Berlin gefahren, um das alles auf mich wirken zu lassen, was ich alles noch nicht recht gleuben konnte.
Als Kind hab ich mir schon gewünscht, irgendwannmal Ebbe und Flut zu erleben. Und ich hab es nicht verstehen wollen, warum ich das einfach nicht darf. Und so war auch eines der ersten Ziele im „Westen“ Büsum. Gewohnt haben wir im Hause des alten Hafenkapitäns von Büsum in Büsumer Deichhausen. Und ich werde es nie vergessen, das erste Mal barfuß durch den Schlick zu trabsen und beobachten, wie das Wasser wiederkommt. Damals hatte ich noch nishts zu Photographieren dabei. Und selbst wenn, wären die Bilder nicht mehr bei mir. Das ist aber ne andere Geschichte. Die Möglichkeit, die Schönheiten dieses großen. wunderbaren Landes sehen zu können macht mich sehr dankbar. Von den nordfriesischen Inseln bis in die Bayerischen Alpen , von Berlin bis Bonn – alles ist möglich und dafür bin ich zutiefst dankbar. So wächst – langsamer als gedacht – so nach und nach dieses Land wieder zusammen. Dieser Prozeß ist lange noch nicht beendet. Aber letztendlich wird es regionale Unterschiede immer geben. Bayern gegen Preußen, Mecklenburg gegen Pommern, Kölner gegen Düsseldorfer , die Frotzeleien gehören einfach dazu. Sowas geht auch zwischen Bonn und Beuel. Aber mittlerweile ziehen munter die Leute von Ost nach West, von Süd nach Nord und auch von Südwest nach Nordost. So ist ja auch meine Leuchtturmwärterin aus Beuel hier zu mir nach Greifswald gezogen, wo viele aus ihrem alten Umfeld in Bonn kaum wußten, wo das liegt. Was aber auch nicht schlimm ist, denn genauso viele Leute hier wissen auch nicht, wo Beuel liegt. (Bonn kriegen die meisten noch hin) Ja wie auch immer – Sowas wäre eben 25Jahren noch nicht möglich. Und einfach so den Wohnort zu wechseln , das ging in der Deutschen Diktatorischen Republik nicht. Das mußte von Dienstherren und Polizei genehmigt werden. Einfach an einem anderen Ort eine Wohnung suchen, anmieten und dort sein Leben zu führen – das wollte der Staat nicht. Das haben viele Ostalgiker schon sehr schnell vergessen. Auch wenn viele Dinge in der Bundesrepublik laufen, die ich so gar nicht gutheißen kann, bin ich doch sehr froh, daß in meiner Lebenszeit die Teilung des Landes überwunden worden ist.
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