gilt es abzuwehren. Viel Geld wurde in Gutachten gesteckt, die Minister Brodkorb bescheinigen, daß eine Fusion des Theaters Vorpommern (Spielstätten in Stralsund, Greifswald und Putbus) mit dem Neustrelitzer und der Neubrandenburger Philharmonie gut wäre. Und der Intendant des Theaters Vorpommern, Löschner, nickt das auch brav ab, wo er in einer kurzen Ansprache an das Publikum der Premiere „Barbier von Sevilla“ ganz andere Töne anschlug. Da hat es mich gewundert, daß da nichts aus dem Orchestergraben geflogen kam. Gestern abend jedenfalls trat das Publikum an, für seine Theater und Orchester zu kämpfen. über 500 Menschen aus Rostock, Neubrandenburg, Stralsund, Anklam, Greifswald versammelten sich auf dem Theatervorplatz in Neustrelitz. Klingt nicht viel aber für ein Flächenland, in dem nur insgesamt noch 1,5Millionen Leute wohnen, ist das schon ne Menge, die den Herren Politikern in Schwerin die Rote Karte zeigten, bzw. den Marsch bliesen. Bildungsminister Brodkorb kniff und tauchte dort nicht auf. Es gab in Mecklenburg- Vorpommern noch bis 1990 8 Sinfonieorchester, die zwei Kriege und zwei Diktaturen überdauert haben. Nun schaffte es die Macht des nicht vermeintlich nicht vorhandenen Geldes, vier Orchester zu vernichten. Es geht ans Eingemachte. Denn wenn es den Herrschaften in Schwerin gelingt, die Reste der noch vorhandenen Strukturen von Theaterlandschaft einzureißen, dann sind diese irreversibel verloren. Was Jahrhunderte von weitblickenden Menschen durch alle Fährnisse von Kriegen, Faschismus und Kommunismus gesteuert wurde, steht nun nach nur etwas mehr als zwanzig Jahren nach Ende der hoffentlich letzten Diktatur in D-Land vor dem politisch gewollten Absch(l)uß. Kulturland – Bravourland! Herzlichen Glückwunsch! Und sie rütteln immer weiter am Gatter, die Spar – äääh -Streichkommmissare. Ja wichtig sind doch für MeckPomm industrielle Massentierhaltungen, deren Betreiber sich an keinerlei Regeln halten müssen, Wege ebnen für Bodenspekulanten, die in Größenordnungen Mais für „Bio“-Gas- Anlagen anbauen lassen. Aber DAS VOLK steht auf, wehrt sich gegen den Kahlschlag und die weitere „Verbesserung“ à la Brodkorb & Co. Noch sind es „nur“ 500. Es werden hoffentlich, auch nach der Aktion gestern, immer mehr aufwachen. Es muß jetzt ein Sturm der Entrüstung losbrechen, sonst schaffen es die feinen Herrschaften womöglich, die Theater endgültig zu zerschlagen.
Redebeiträge aus allen Theaterstandorten, allesamt warnten vor einer irreparablen Zerstörung der noch vorhandenen Theater, die in der Vergangenheit schon etliche Fusionen haben durchmachen müssen. Das vom Land geplante Vorhaben eines sog. „Staatstheaters NordOst“ würde nochmals 65 Planstellen von den derzeit 485 vernichten in Neustrelitz, Neubrandenburg, Greifswald und Stralsund. Letztendlich wird es für dasselbe Geld weniger Theatervorstellungen geben. Stattdessen sitzen die Künstler einen großen Teil ihrer Arbeitszeit im Bus statt daß sie ihrer eigentlichen Tätigkeit im Probensaal oder auf der Bühne oder im Orchestergraben nachkommen können. Die ganze Fusion wurde wahrscheinlich kaufmännisch schöngerechnet und wird wie alles, was die Landespolitik als den ganz großen Wurf zu verkaufen versucht, in der Praxis viel teurer als geplant. Das ist dann auch wie immer ganz überrraschend über das Land hereingebrochen und keiner konnte das jemals voraussehen. Und so trat auch warnend Gevatter Tod ans Mikrophon, hofft, daß das Licht am und im Haus anbleibt.
So bekam an diesem Abend der saubere Herr Minister Brodkorb sowohl die Rote Karte gezeigt, als auch den Marsch geblasen, Er bekam die Leviten gelesen und gepfiffen und gebuht, auf daß er es bis ins ach so ferne Schwerin hören sollte. Am Donnerstag nachmittag gibt es im Zuge der Bürgerschaftssitzung in Stralsund eine Menschenkette für das Theater Vorpommern.
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